Leichtathletik Region
Ostfriesland e.V.
Bei einem Urteil wäre das Ehrenamt in Gefahr
Ein Urteil hätte Konsequenzen für alle Wurftrainer (hier Wilko Schaa, Trainer von Sven Bergmann, beim Diskuswurf)
Ostfriesen-Zeitung / UP/KJ - Ein spektakulärer Trainingsunfall im ammerländischen Friedrichsfehn sorgt in der deutschen Leichtathletik für große Unruhe. Vor knapp eineinhalb Jahren war eine Fußgängerin auf dem Sportgelände des SV Friedrichsfehn von einem Speer durchbohrt worden (siehe Bericht unten), jetzt klagt die erwachsene Frau auf Schmerzensgeld und Schadensersatz. „Ich halte dieses Klage-Begehren für ziemlich verquer“, sagt Bernd Eilers vom TV Norden. Er sieht wie viele Trainerkollegen und Funktionäre das Ehrenamt in Gefahr: „Wenn hier Verantwortliche des Vereins bestraft werden“, mutmaßt Eilers, „dann wird es künftig schwer, Übungsleiter zu finden, die mitarbeiten.“
Nicht nur Eilers, Erster Stadtrat der Stadt Norden, vermutet, dass es im Falle einer Verurteilung zu einschneidenden Veränderungen bei der Verkehrssicherungspflicht von Sportvereinen kommen könne. Der Norder fragt stattdessen, wie das Gericht das Verhalten des Opfers bewertet. „Wir haben damals natürlich mitbekommen, was in Friedsrichsfehn passiert ist. Und wie ich die Geschichte einschätze, trägt die Frau ein gehöriges Maß an Mitschuld.“ Auch der Zeitpunkt der Klage erscheint Eilers seltsam: „Das hat so lange gedauert, da sieht es eher so aus, als ob es da um einen privaten Streit geht.“ Zumindest ein deftiges Wortgefecht hat es auf dem Sportplatz gegeben, als die Frau fast genau ein Jahr nach dem Trainingsunfall erneut über die Anlage marschierte: im Bereich des Wurfsektors.

„Gehört habe ich, dass jemand fragte, wie jemand so blöd sein könne und dort ein zweites Mal entlang käme“, erzählte die Frau während der Güteverhandlung vergangene Woche vor dem Westersteder Amtsgericht. Obwohl sie selber Mitglied im SV Friedrichsfehn ist, fordert sie 1800 Euro Schmerzensgeld und 209 Euro Schadensersatz. Den Vergleichsvorschlag über die einmalige Zahlung von 1000 Euro lehnte der Anwalt des beklagten Wurftrainers ab. „Was da damals passiert ist, gehört in die Kategorie ,großes Pech´. Der Trainingsbetrieb der Wurfdisziplinen birgt nun mal Gefahren“, sagt Hans-Bernd Eilers.
Deshalb kann er dem Rechtsstreit nur eine positive Seite abgewinnen: „Der Unfall mit dem Speer geht nun durch die Medien: vielleicht hilft es, Aktive, Betreuer und Trainer weiter zu sensibilisieren.“ Ein geregelter Übungsbetrieb, so Eilers, setze entsprechende Verhaltensregeln voraus. „Gerade wenn verschiedene Wurfgruppen auf dem Platz trainieren, kann nicht jeder tun und lassen, was er will. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist sehr viel Disziplin erforderlich.“ Nennenswerte Zwischenfälle während des Trainings hat es beim TV Norden bislang übrigens noch nicht gegeben. „Das ist auch eine Art der Erziehung“, sagt Eilers. „Aber so eine Geschichte wie in Friedrichsfehn kann niemand vorhersehen.“

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