Leichtathletik Region
Ostfriesland e.V.
Der Ossiloop begann mit 24 Läufern
So fing 1982 alles an: die Läufer der ersten Stunde
Ostfriesen-Zeitung / GL - 1982 kannte noch kein Mensch die Ossilooper : und auf der vierten Etappe rannten gar einige Damen vor der neuen Bewegung kreischend davon. Die schreckhaften Frauen gehörten zu einem Freudenhaus in der Nähe von Aurich-Oldendorf. Und als Spitzenreiter Melchert Stromann (SV Holtland) das Feld an dem dort angrenzenden Garten vorbeiführte, nahmen die spärlich bekleideten Damen Reißaus. Die Ossilooper ließen sich von Zwischenfällen dieser Art nicht vom Weg abbringen. Schließlich ging die Gruppe von knapp 30 Leuten den Ostfrieslandlauf gelassen an.
„Es war gemütlich“, erinnert sich der Vater des Ossiloops, Klaus Beyer aus Holtland. „Wir haben hinterher gemeinsam Tee getrunken. Den hatten die Frauen mitgebracht.“ Damals dachte Beyer nicht im Traum daran, dass er mit seiner Idee eine Massenbewegung in Gang setzen würde. Gerade einmal 24 Athleten liefen 1982 sämtliche sechs Etappen mit. Ein Jahr später waren es 70 und 1986 bereits 143. Angesichts von mittlerweile annähernd 1000 Startern denkt Beyer manchmal mit Wehmut zurück. „Das Familiäre vermisse ich heute.“ Dabei war der Sportlehrer damals schon ein Anhänger großer Volksläufe. „Ich habe über dieses Thema sogar meine Examensarbeit geschrieben.“ Und in seiner Heimat Bad Gandersheim setzte er seine Kenntnisse auch in die Praxis um und organisierte dort 1967 den 1. Volkslauf.

Sein Hobby nahm der Lehrer dann 1969 mit nach Ostfriesland und war Initiator etlicher Läufe. Die Idee, den Ostfriesland-Wanderweg von Leer bis zur Küste zu einem Etappenlauf zu nutzen, kam ihm aber erst Anfang der 80er Jahre. „Ich habe die Vereine alle persönlich angeschrieben.“ Zum Start am 1. Juni 1982 brachte Beyer Startnummernmit, die eine Schulkollegin selbst genäht hatte : und schon konnte es losgehen. Weil die Gruppe überschaubar war, liefen Klaus Beyer und seine Frau Hedda sogar selber mit. „Ich bin Vierter in der Gesamtwertung geworden“, erzählt der Organisator.
Heute hat „Mr. Ossiloop“ schon Wochen vorher Stress. Damals konnte er die Veranstaltung genießen. Es gab kein Gedränge am Start, keine Schlangen im Ziel, keine Reden von Politikern und kein Polizeiaufgebot für die Verkehrssicherung. „Alles war klein. Jeder kannte jeden“, sagt Beyer. „Es war ein Lauf unter Freunden.“ Und so gingen die Athleten nach der Schlussetappe in Bensersiel sogar gemeinsam zum Duschen. „Es gab keine Trennung von Männlein und Weiblein.“ Der intime Charakter ging schnell verloren. Aus der kleinen Laufgruppe wurde eine riesige Schar, aus dem unbekannten Ostfrieslandlauf der Ossiloop mit Kultcharakter.
Beim Jubiläum denkt Beyer nun noch einmal zurück. Deshalb hat er alle Läufer der ersten Stunde eingeladen, wieder teilzunehmen. Drei Kumpel vom SV Stikelkamp sind auf jeden Fall dabei. Hans-Hermann Müller, Johann Hanken und Georg Brahms : er lief 1982 als einziger dieser drei sämtliche Etappen : freuen sich darauf. „1982 gab es bei der letzten Etappe ein schönes Foto von uns dreien auf dem Deich in Bensersiel“, erzählt Hans-Hermann Müller. Diese Aufnahme war nun der Antrieb für ein Jubiläumsbild. „Jetzt wollen wir ein Neues“, schmunzelt der 61-Jährige : schließlich hat sich zwar der Ossiloop gewandelt, aber die Lauf-Freundschaften sind geblieben.

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