Mit Herzblut und einem Schuss Besessenheit
Das Herz von Wilfried Bergmann schlägt immer noch für die Leichtathletik. Für seine Verdienste wurde er mit dem Schaumburg-Preis geehrt |
„Am Anfang wusste noch niemand, wer wir sind“, erinnert sich Bergmann. „Wie oft habe ich gehört: Georgsheil? Wo ist denn Georgsheil?“ So ging es ihm selbst auch, als er 1964 aus dem Rheinland nach Ostfriesland kam. Als „Beute-Ostfriese“, der Liebe wegen, wie er sagt. Für Pewsum ging er als Diskuswerfer und Kugelstoßer an den Start, stellte ostfriesische Rekorde auf und wurde sogar norddeutscher Vizemeister. Für den OSC Berlin startete er zum Abschluss seiner Karriere gar in der Leichtathletik-Bundesliga. „Das war nochmal eine tolle Sache.“
Bergmann erzählt das alles zwar begeistert, aber irgendwie lapidar. Er nimmt sich selbst nicht so wichtig. Nicht so wichtig jedenfalls wie den Aufbau der Leichtathletik-Abteilung des SV Georgsheil, den er Ende der 70er Jahre aus dem Nichts begann. Es gab auf dem Sportplatz keine Laufbahn, keine Sprung- oder Wurfanlage. „Ich habe aber immer gesagt, die Bedingungen sind zweitrangig. Es zählen Wille und Engagement.“
Beides war bei Bergmann reichlich vorhanden. Aus 20 Kindern in einer Turnriege wurden schnell mehrere hundert, aus denen innerhalb von zwei Jahren die ersten Landesmeister, später Deutsche Meister kamen. Mit wachsendem Erfolg wuchsen auch Zeit und Aufwand, die Bergmann investierte. „Ich bin in manchem Monat 8 000 Kilometer in Sachen Sport unterwegs gewesen“, sagt er und fügt sofort hinzu, dass dazu drei Dinge zwingend notwendig sind: „Herzblut, ein Schuss Besessenheit und eine sportfreudige Familie mit belastbarer Ehefrau.“
Dank der Kombination dieser Eigenschaften gehörten Wilfried Bergmanns vier Kinder bald zu seinen besten Sportlern. Alle waren in einer Wurfdisziplin mindestens Landesspitze, Sohn Sven wurde mit dem Speer Deutscher Schülermeister. „Ich habe unsere Kinder aber nie zum Sport gedrängt“, sagt Bergmann. „Das nützt auch nichts. Bei niemandem. Man braucht den eigenen, starken Willen, um Ziele zu erreichen.“
Wilfried Bergmann hat diesen Willen. Seine Erfolge als Sportler zeigen es. Und er zeigt es mit der Art und Weise, wie er gegen die Folgen eines Schlaganfalls vor einigen Jahren ankämpft. „Meine Vergangenheit als Sportler hilft mir dabei sehr. Die Therapie ist für mich wie Training. Ich will immer besser werden.“ Mit diesem ungebrochenen Ehrgeiz hat der 60-Jährige sich selbst wieder auf die Beine gebracht.
Heute ist aber nicht mehr der Sport, sondern die Familie für ihn die Nummer eins. Doch wer auf dem Sportplatz zu hause war, der hört nicht ganz auf. „Ich versuche einmal die Woche in der Halle oder auf dem Platz zu stehen und vertrete auch die Trainer.“ Sogar zu Wettkämpfen fährt er ab und zu mit und hält nach Talenten Ausschau. „Ich kann nicht gut schlafen, wenn ich nicht weiß, was passiert.“ Solange das so bleibt, wird auch künftig niemand fragen: „Georgsheil? Wo ist denn Georgsheil?“
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