Leichtathletik Region
Ostfriesland e.V.
Leserbrief zum Thema "Neuer Sportplatz am Pastorenkamp"
eherh - Claus Heemsoth Dozent an der Universität Oldenburg - Institut für Sportwissenschaft schrieb einen Leserbrief zum Thema Sportplatz Pastorenkamp der Stadt Leer an die Ostfriesen Zeitung. Hier die ungekürze Version: Verantwortungsvoller Sportunterricht erfordert Sportanlagen Die große Bedeutung der motorischen Leistungsfähigkeit für eine optimale Entwicklung, für Gesundheit und Wohlbefinden sowie die allgemeine Lebensbefähigung der heranwachsenden Generation ist unbestritten und wurde schon seit langem von pädagogischer wie auch sportmedizinischer Sicht begründet. Erschreckende Ergebnisse über den Rückgang der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern, Übergewicht im Grundschulalter, die Zunahme von Haltungsschwächen aber auch psycho-soziale Störungen aufgrund von Bewegungsmangel werden sowohl von vielen Lehrern als auch mittlerweile in größer angelegten wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt. Insbesondere die Abnahme von Grundfähigkeiten wie Kraft und Ausdauer sticht besonders hervor. In den Erklärungsversuchen für den Bewegungsmangel werden immer wieder Argumente wie gesellschaftlicher Wandel, Computerzeitalter, Vereinzelung der Kinder aber auch die chronische motorische Unterforderung der Kinder unter anderem auch im Sportunterricht genannt. Bei genauer Beobachtung des Bewegungs- und Spielverhaltens gerade von jüngeren Kindern in der Freizeit wird überraschenderweise deutlich, dass sich die Bewegungs- und Spielbedürfnisse aber offenbar gar nicht gravierend verändert haben. Laufen, Werfen, Springen, Klettern, Turnen und Spielen, alles mit großer Ausdauer und hoher Übungsintensität gehören nach wie vor zum Leben auf Spiel- und Sportplätzen, Schulhöfen und Gärten. An diesem Punkt sollten der schulische wie der außerschulische Sport ansetzen, um seiner Aufgabe der Förderung der motorischen Leistungsfähigkeit, der Gesundheit und der Persönlichkeitsentwicklung gerecht zu werden. Inhaltlich bedeutet dies für den Sportunterricht, die Grundformen des Bewegens viel stärker wieder in den Mittelpunkt zu rücken und dadurch auch dem Auftrag, den Zugang zum außerschulischen Sporttreiben zu fördern, gerecht zu werden. Kindern sollten die elementaren Bewegungsformen des Laufens, Werfens und Springens, des Turnens, Tanzens Spielens und Schwimmens nahe gebracht werden. Dadurch fällt es erheblich leichter, in verschiedene Sportarten und Bewegungsfelder in Verein und Freizeit einzusteigen. Außerdem ermöglicht gerade die Auseinandersetzung mit den elementaren Bewegungsformen intensives Üben und die breite Verbesserung motorischer Grundfertigkeiten. Auf diese Weise kann auch ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheitsförderung, die auch in den Lehrplänen für den Sportunterricht verankert ist, geleistet werden. Aus dieser Sicht erstaunt es sehr, dass sich in der Stadt Leer Tendenzen in der Politik zeigen, die sich gegen den Erhalt des Sportplatzes Pastorenkamp aussprechen und damit Schulen und Vereinen die Möglichkeit entziehen, die Grundformen des Laufens, Springens und Werfens, für die die Leichathletik in allen Altersstufen hervorragende und vielfältige Möglichkeiten bietet, zu betreiben. Aus pädagogischer Sicht wäre es traurig für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, wenn das kurzfristige Aufspringen auf vorüber fahrende Modetrends den Sportunterricht und sogar den langfristig angelegten Sportstättenbau bestimmen würde. Sportlehrern würde hiermit die Möglichkeit erschwert, ihrem auch in den Lehrplänen verankerten Erziehungsauftrag zur vielfältigen Entwicklungsförderung nachzukommen. Dies ist weder eine Absage an die Berücksichtigung der Multifunktionalität von Sportanlagen noch an die Aufnahme von Trendsportarten in den Sportunterricht - allerdings benötigen fundamentale Inhalte des Sportunterrichtes auch entsprechende Funktionsflächen.

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