Platz vier bei der Jugend-DM: Ann-Christine Junker
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Ostfriesische Nachrichten -
Von Karsten Gleich - Ihlow. „Ich habe es geschafft. Platz 4 bei den Deutschen
Jugendmeisterschaften im Diskuswerfen.“ Ann-Christine Junker ist
glücklich. Titel und Erfolge gehören für die 18-Jährige aus Ihlow zum
Sportalltag, aber dieser Titel ist dennoch etwas ganz besonderes.
Im Januar 2005 zog sie sich beim Reiten, ihrer zweiten großen
Leidenschaft, eine komplizierte Verletzung zu. Bei einem Sturz riss die
Verbindung zwischen Schlüssel- und Brustbein. Mit einer Art Kordel
wurde in einer mehrstündigen Operation ihr Oberkörper wieder
zusammengeflickt. Daran erinnert heute nur noch eine fingerlange Narbe
am Hals. Für einen Start in eine erfolgreiche Saison 2005 mit Landes-,
Norddeutschen- und Deutschen Meisterschaften war der Zug zu dem
Zeitpunkt aber abgefahren. Damals versprach sie sich und ihrem Trainer
Thomas Dresp, dem ehemaligen Niedersächsischen
Leichtathletiklandestrainer und Auricher Gymnasiallehrer: „Spätestens
2006 greife ich wieder an.“
Das Versprechen machte sie wahr. Systematisch schoss sie sich in diesem
Jahr mit ihrem 1000 Gramm schweren Diskus in die deutsche Spitzenklasse
der Diskuswer- ferinnen, ohne dabei über das Kleiderschrankformat ihrer
Kolleginnen zu verfügen.
„Wenn ich bei Wettkämpfen nach dem Weg gefragt habe, bin ich schon mal
zu den Sprintern geschickt worden, weil die Leute nicht dachten, dass
ich Diskuswerferin bin“, lacht Junker. Statt auf Muskelberge setzt die
Ostfriesin auf ihre gute Technik. Die Titel Landesmeisterin A-Jugend,
Niedersachsenmeisterin B-Jugend und 4. Platz bei den
Niedersachsenmeisterschaften A-Jugend gehören zum Zwischenresümee
dieser Saison.
In die Gruppe der besten acht Athleten der Deutschen
Jugendmeisterschaft zu kommen, hatte sie sich zum Ziel gesetzt. Dass es
bis zum 4. Platz gereicht hat, verdankt sie dem Respekt vor der
Konkurrenz. „Ich dachte mir, die Mädels sind so stark, da muss ich
schon beim ersten Wurf richtig was vorlegen, sonst gehe ich unter“,
erzählt die Ihlowerin, die Trainer, Betreuer und nicht zuletzt sich
selbst mit einem sensationellen ersten Wurf in der Vorrunde
überraschte. „Das Ding kam erst nach 44,29 Metern wieder runter. Das
war Wahnsinn“, berichtet sie noch immer euphorisch. Dieser Wurf reichte
bis zum Schluss für den 4. Platz.
„Angefangen hat es 2002, da hat mir unser Sportlehrer Herr Kolbow fünf
Minuten vor dem Wettkampf das Kugelstoßen beigebracht.“ Das Resultat:
8,19 Meter und der Titel Ostfriesischer Vizemeister im Kugelstoßen.
Nach mehreren Erfolgen 2003, wurde sie bereits 2004 Landesmeisterin im
Diskuswurf und Norddeutsche Vizemeisterin. „Da habe ich vor Wut über
den glatten Wurfring geheult“, gesteht sie und ärgert sich noch heute
darüber, dass es nicht zum Meistertitel gereicht hat.
Eiserner Kampfgeist, viel Spaß am Sport und ihre sympathische
chaotische Art machen sie zu einer besonderen Sportlerin. Für ihren
Trainer nicht immer leicht, denn Schützlinge, die sich am Rande der
Weihnachtfeier 2005 einen Bänderriss zuziehen, sind nichts für schwache
Nerven. „Ich konnte bis Februar nur Armtraining machen, hatte danach
Rückenbeschwerden und kam bis zum Juni nicht an die Qualifikationsweite
von 40 Metern für die Deutsche Meisterschaft heran“, blickt Junker
zurück.
Physiotherapie und der bewährte Kampfgeist ließen den Knoten bei den
Landesmeisterschaften in Delmenhorst platzen. Mit Spaß am Sport will
Junker auch künftig ihre Wettkämpfe bestreiten. Vielleicht schafft sie
es zur nächsten Deutschen Meisterschaft ganz ohne Umwege und
Verletzungen, obwohl das langweiliger wäre und irgendwie gar nicht zu
ihrem Typ passen würde.