Henri Schlachter hält noch immer zahllose Rekorde
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Ostfriesen-Zeitung -
Der Anruf vom TuS Pewsum kam vor 30 Jahren genau im richtigen Moment.
Der damals 15-jährige Henri Schlachter aus Remels hatte gerade die Lust
an der Leichtathletik verloren und seinen Eltern das bevorstehende Ende
seiner Laufbahn angekündigt. Mit der Offerte aus der Krummhörn setzte
aber ein Sinneswandel ein. Der Remelser wechselte den Klub, nahm die
neue Herausforderung beim damaligen Pewsumer Trainer Reinhard Knopp an
und rannte von Titel zu Titel. Innerhalb von nur drei Monaten wurde er
1977 im Crosslauf zunächst Bezirksmeister, dann Landesmeister und
schließlich Deutscher Meister.
Dabei hatte er beim ersten Training in Pewsum die
Lustlosigkeit noch nicht ganz abgelegt. Doch Reinhard Knoop, der heute
Vorsitzender der ostfriesischen Leichtathleten ist und in Holtland
lebt, machte eine klare Ansage. „Ich ziehe das mit dir durch und
erreiche was mit dir. Aber ich möchte ein klares Ja dazu hören.
Ansonsten kannst du es sein lassen.“
Die deutlichen Worte des von ihm heute noch verehrten
Trainers machten Eindruck auf den 15-Jährigen. Er stimmte zu und
trainierte wie nie zuvor. „Es war knüppelhart, hat aber großen Spaß
gemacht.“ Die Schufterei zeigte Wirkung. „Ich wurde in kürzester Zeit
immer schneller.“ Nebenbei machte er eine Erfahrung fürs Leben. „Ich
merkte, dass man mit harter Arbeit viel erreichen kann.“ Also ackerte
er nicht nur auf der Laufbahn, sondern auch auf dem Gymnasium. So
wurden die Zeiten schneller und die Noten besser. „Das war ein
Wendepunkt in meinem Leben.“
Die sportlichen Erfolge kamen im Eiltempo. Der Deutsche
Meistertitel im Crosslauf in Neumünster war der erste Höhepunkt der
Karriere. „Wir hatten vor dem Lauf keine Ahnung, welche Chancen ich
besaß“, erinnert sich Henri Schlachter. Aber die Konkurrenz merkte es
schnell. Der Ostfriese hängte die 140 Gegner allesamt ab. „Zum Schluss
ging es einen Hügel hinauf, da hatte ich Angst, noch eingeholt zu
werden“, weiß Schlachter noch heute. Doch er bewies Kämpferherz und
siegte souverän.
In den folgenden Jahren kamen viele Titel und Rekorde vor
allem in den Läufen über 800 und 1500 Meter hinzu. Henri Schlachter
wurde alleine zwölfmal Landesmeister in Jugendklassen. Er startete
mehrfach bei Deutschen Meisterschaften. So erreichte er 1981 bei der DM
in Koblenz über 800 Meter in 1:49,07 Minuten den vierten Platz.
Historisch war auch ein Rekordlauf über 10 000 Meter 1980 bei
Dauerregen in Leer. Damals löschte Schlachter die Uralt-Bestmarke des
Rheiderländer Wunderläufers Rolf Holthuis (Weener) aus dem Jahre 1932
aus. In 31:46,1 Minuten verbesserte er den Rekord um gerade einmal fünf
Zehntel Sekunden.
Zwei Jahre später endete Schlachters Laufbahn abrupt. Er
knickte beim Waldlauf in Hollsand um und musste nach einer
komplizierten Bänder-Operation zwei Jahre lang auf Sport verzichten.
Das war das Ende des Leistungssports und der Beginn des Fußball-Hobbys.
Mit 25 schaffte er es beim VfB Uplengen noch ins Bezirksliga-Team.
Heute kickt der Finanzberater im Altligateam, spielt Handball
beim SV Warsingsfehn in der Kreisklasse, joggt und organisiert
alljährlich den Uplengener Herbstmarktlauf. Nebenbei trainiert er beim
VfB Uplengen die E-Jugendfußballer mit seinem Sohn Arne (11) und schaut
sich auch die Leichtathletik-Wettkämpfe seiner Tochter Laura (14) an. Es dreht sich viel um Sport im Hause Schlachter. Und dazu hat gewiss auch der Anruf aus Pewsum vor 30 Jahren beigetragen.
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