Andrea Bunjes ärgert sich über die Äußerungen des ISTAF-Chefs
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Ostfriesen-Zeitung / CZE -
Diskus- und Hammerwerfen sind nicht mehr zeitgemäß. Mit dieser Aussage
hat Gerhard Janetzky, Organisator des Internationalen Stadionfestes
(ISTAF) in Berlin, für Aufregung in der Leichtathletik-Szene gesorgt
und sich in den Augen der betroffenen Sportler ins Abseits gestellt.
„Eine Unverschämtheit, was er da losgelassen hat“, findet
Hammerwerferin Andrea Bunjes. „Die Aussage ist peinlich.“ Die Olympia-Teilnehmerin von Athen 2004, die bis 2005 für den
SV Holtland startete und dann zur LG Eintracht Frankfurt wechselte,
rätselt über das Zustandekommen dieser Äußerung: „Vielleicht ist ihm
das nur so rausgerutscht. Auf jeden Fall hätte er sich die Aussage
zweimal überlegen müssen.“
Mit ihrer Vereinskollegin Betty Heidler, die überraschend
Weltmeisterin wurde, hat Bunjes darüber noch nicht reden können. „Jetzt
ist trainingsfrei“, sagt sie. „Da muss man auch mal abschalten, um auf
andere Gedanken zu kommen.“ Gerade die deutschen Werfer waren es, die bei der
Leichtathletik-WM vor einem Monat in Japan fast alle Medaillen geholt
hatten. „Und gerade da, wo wir stark sind, will man uns an den Kragen“,
wundert sich Klaus Beyer vom SV Holtland, bei dem schon so manches
Wurftalent reifte. „In den Lauf- und Springwettbewerben haben wir nun
mal nicht die Topathleten.“ Deshalb findet der Trainer die Diskussion
mit Blick auf die nächste Leichtathletik-WM, die im August 2009 in
Berlin ausgetragen wird, wenig hilfreich.
Die amtierende Diskus-Weltmeisterin Frank Dietzsch und
Vizeweltmeister Robert Harting schlugen vor einer Woche Einladungen
aus, als Ehrengäste zum ISTAF ins Berliner Olympia-Stadion zu kommen.
„Ich spiele doch nicht den Pausen-Clown“, erklärte die 39-jährige
Dietzsch und bezeichnete die Janetzky-Aussage als „Sauerei“. Vor einem
Jahr hatte sie in Berlin noch gewonnen, diesmal wurde ihre Disziplin
nicht mehr ausgetragen. „Das hat Franka Dietzsch richtig gemacht“, findet Beyer. „So kann man mit Athleten einfach nicht umgehen.“
Es sei halt einfacher, zehn Sportler laufen zu lassen. „Da hat
jeder gleich den Überblick“, sagt Klaus Beyer.
Ihm fiel auf, dass viele
Fernseh-Kommentatoren nicht viel von den technischen Disziplinen
verstehen: „Viele Bemerkungen sind einfach nur peinlich. Zahlreiche
Berichterstatter können nicht erkennen, ob ein Wurf gut oder schlecht
ist.“ Eine Reduzierung der Wurfversuche von sechs auf vier ist für
den langjährigen Trainer dabei der falsche Weg. „Das bringt zeitlich
nicht viel. Häufig werden Wettkämpfe noch im sechsten
Durchgang
gedreht. Deshalb sollte man nicht am falschen Ende sparen.“