Nach Wurf drei flossen die Tränen
Andrea Bunjes nach ihrem dritten Wurf in der Hammerwurf Qualifikation
Paris - KJ/CZE - Nach dem dritten Fehlwurf flossen bei Andrea Bunjes die Tränen: Ohne gültigen Versuch schied die Hammerwerferin des SV Holtland gestern Vormittag bei der Leichtathletik-WM in Paris bereits in der Qualifikation aus und war danach untröstlich. „Das darf nicht passieren“, meinte die Bankkauffrau unmittelbar nach dem Wettkampf. Mutter Anke sah gleich nach dem Ausscheiden bereits in die Zukunft: „Dann müssen wir es im nächsten Jahr in Athen wieder probieren.“ Beim Einwerfen vor dem Wettkampf zeigte Bunjes, dass sie auf den Punkt genau topfit war. Die Qualifikationsweite von 68,50 Meter für das Finale erreichte sie ohne Probleme. Und auch den Wettkampf begann die Ostfriesin unter den Augen vieler Fans aus ihrem Heimatdorf Neuburg verheißungsvoll. Weil sie bei der vierten Drehung mit dem Fuß wenige Zentimeter übertrat, mussten die Wettkampfrichter ihren ersten Versuch für ungültig erklären. Was besonders ärgerlich war: Der Hammer schlug auf der Qualifikationslinie ein, die Weite hätte locker für den Einzug ins Finale gelangt.  „Vielleicht bin ich den Wettkampf falsch angegangen“, grübelte Bunjes. Sie wollte nämlich gleich alles in den ersten Versuch legen und die Qualifikation auf Anhieb schaffen. Nach dem ersten Fehlversuch ging bei Bunjes die Spannung verloren. „Alles ist von mir abgefallen, ich stand neben mir“, räumte die Werferin später ein. Beim zweiten Anlauf ging Bunjes bewusst vorsichtiger vor. Sie wollte im Ring nicht wieder zu weit nach vorne geraten, kam schnell in Schwierigkeiten und schleuderte das Gerät ins Gitternetz des Hammerkäfigs. So blieb der 27-Jährigen gar nichts mehr übrig: Sie musste im dritten Versuch alles riskieren. Und das ging völlig schief. „Das war ganz großes Pech“, meinte Heimtrainer Klaus Beyer zum Auftritt seiner Athletin. „Sie hat sich gut eingeworfen und war auf den Punkt leistungsmäßig top.“ Um sich optimal auf die WM vorbereiten zu können, hatte Bunjes viel Zeit und Geld investiert und deshalb bewusst ihre wöchentliche Arbeitszeit um einige Stunden verringert. „Als Coach weiß man nicht, was man dazu sagen soll“, wusste Bundestrainer Michael Deyhle nicht, wie er sich äußern sollte. „Das Leistungsvermögen war da. Sie hat einfach zu viele Fehler gemacht. In Stress-Situationen ist eben alles anders.“  Im ersten Moment hätte Andrea Bunjes am liebsten alles hingeschmissen. „Es geht weiter“, fing sich die Sportlerin bald wieder, die am 1. Oktober ihren Dienst bei der Bundeswehr antritt. Trost spendete auch die extra aus Ostfriesland angereiste Anhängerschar.