Andrea Bunjes elfte im Finale
- Andrea Bunjes riskierte alles, um den Einzug ins Finale der besten acht Hammerwerferinnen zu schaffen. 66,25 Meter benötigte die Sportlerin des SV Holtland gestern beim Endkampf der Leichtathletik-Europameisterschaften in München im dritten Versuch, um im Olympiastadion weitere drei Mal andrehen zu dürfen. Doch weil die 26-jährige Ostfriesin ihre Ferse nicht rechtzeitig wieder in den Wurfring zog, war der Versuch ungültig und Bunjes mit 64,92 m als Elfte ausgeschieden. Das war bitter, denn die Weite von etwa 67 m hätte gereicht.„Sie musste volles Risiko gehen“, zeigte Heimtrainer Horst Beyer Verständnis dafür, dass Andrea Bunjes beim dritten Wurf viel wollte und wagte, um zu den besten acht Werferinnen zu gehören. Eine zu schnelle erste Drehung sorgte dafür, dass sie zu weit nach vorne kam und ihre Füße den Schwung nicht abzufangen in der Lage waren. „Das ist schon ärgerlich“, gab Bunjes zu, die gleich 64,92 m vorgelegt und damit nach dem ersten Durchgang Rang fünf eingenommen hatte. Die Ostfriesin fühlte sich beim Endkampf viel besser als bei der Qualifikation zwei Tage zuvor. „Ich wusste, dass ich etwas bewegen kann“, sagte Bunjes. „Deshalb wollte ich gleich eine vernünftige Weite vorlegen.“ Das gelang. Im zweiten Durchgang zogen die Französin Ezeh (64,94 m), die Italienerinnen Balassini (66,29 m) und Claretti (66,25 m), die Griechin Papageorgiou (66,49) und die Russin Davydova (65,30 m) an der Deutschen vorbei, die einen ungültigen Versuch verzeichnete. „Die Endkampf-Teilnahme wäre das I-Tüpfelchen gewesen“, ärgerte sich Bunjes und genoss es anschließend, zahlreiche Autogramm-Wünsche zu erfüllen. Die Frankfurterin Susanne Keil überflügelte mit 65,20 m im dritten Versuch die Ostfriesin noch, doch das spielte für Klaus Beyer keine Rolle: „Andrea war in diesem Wettkampf die stärkste deutsche Werferin.“ Keil war nach ihrem Ausscheiden „ziemlich traurig“, vergaß aber auch nicht, ihre Vorzüge gegenüber vielen Konkurrentinnen herauszuheben: „Es ist immer ein Balance-Akt zwischen Muskulatur-Aufbau und Weiblichkeit. Ich werde aber schauen, ob ich die dicken Damen noch ein bisschen ärgern kann.“ Die Sydney-Revanche der WM-Zweiten Olga Kusenkowa mit 72,94 m gegen Polens Olympia-Siegerin Kamilla Skolimowska (72,46 m) verfolgte das deutsche Duo als Zaungäste. Ein großes Ziel hat Bunjes für dieses Jahr noch. Die Ostfriesin möchte Keil von der Spitze der Deutschen Jahresbestenliste verdrängen. Die Frankfurterin liegt mit 67,78 m vorn, Bunjes folgt mit 67,57 m dahinter. 2003 steht die WM in Paris an. „Andrea steht erst am Anfang ihrer Entwicklung“, macht Bundestrainer Michael Deyhle Mut und zeigt auf, wo sich die Ostfriesin noch verbessern kann: „Sie muss im Abwurf sicherer und insgesamt beständiger werden.“