Mit dem Wurf des Lebens ins Finale
Andrea Bunjes steht im Hammerwurf Finale von Athen
Ostfriesen Zeitung - Einen bangen Augenblick lang musste Andrea Bunjes vom SV Holtland gestern in Athen durchstehen. Dann erschien das offizielle Ergebnis auf der Anzeigetafel, und die Hammerwerferin riss die Arme hoch: Gleich mit ihrem ersten Versuch hatte sie den Einzug ins Finale bei den Olympischen Spielen geschafft : und nebenbei ihre persönliche Bestleistung auf 70,73 Meter hochgeschraubt. In der ersten Qualifikationsgruppe landete Bunjes damit auf dem dritten Platz. Ihre Mannschaftskollegin Betty Heidler hat mit 69,81 Metern ebenfalls das Finale der besten Zwölf erreicht. Susanne Keil schied mit 66,35 Metern aus dem Wettkampf aus. Als Bunjes gestern zum ersten : und einzigen : Mal den Wurfkäfig betrat, saß Klaus Beyer in einem Klassenzimmer in Hesel vor dem Fernseher. Bunjes´ Heimtrainer vom SV Holtland ist Lehrer und hatte gerade eine Freistunde, als der Wettkampf übertragen wurde. „Ich habe gleich gesehen, dass es ein super Wurf wird“, sagte er. „Und Andrea hat jetzt endlich das Unglück von Paris abgeschüttelt.“ Bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr war sie mit drei Fehlversuchen ausgeschieden. „Das saß immer noch sehr tief“, sagte die 28-Jährige gestern. „Aber jetzt ist es vorbei.“ Glücklich klang sie, aber auch ein wenig müde und erschöpft.

Heimtrainer Beyer hat noch gestern einen Flug nach Athen gebucht. „Andrea soll sich jetzt erst mal ausruhen“, sagte er gestern am frühen Nachmittag. „Aber nachher rufe ich sie an.“ Beyer hat noch keine Ahnung, wo er in Athen unterkommen wird. „Das ist mir auch vollkommen egal, ich fahre auf jeden Fall hin.“ Wenigstens die Ausrüstung stimmt: Seine Kollegen haben ihm gestern noch eine Ostfriesland-Fahne in die Hand gedrückt.
Schon gestern hatten Bunjes-Fans Grund, ihre Fahnen zu schwenken. Beim Einwerfen war sie bereits nah an die Qualifikationsweite von 68,50 Metern herangekommen. „Danach habe ich auf einen Wurf um die 69 Meter gehofft.“ Eigentlich wollte Bunjes nur gut durchkommen.
Doch gleich zu Beginn ihres Versuchs habe sie gemerkt, wie gut es lief. „Die Drehungen haben einfach gepasst“, sagte sie. „Leider konnte ich die gelbe Linie für die Qualifikationsweite kaum sehen.“ Augenblicke der Ungewissheit. Ein Kampfrichter rief ihr zu, sie habe es geschafft. Bunjes blickte auf : immer noch unsicher. „Dann wurde die Weite angezeigt, und ich habe mich nur noch gefreut.“